Wandelanleihe
Bei einer Wandelanleihe oder auch Wandelschuldverschreibung (Englisch: convertible bonds) handelt es sich um ein festverzinsliches Wertpapier, das von einer Aktiengesellschaft ausgegeben wird. Die Wandelanleihe beinhaltet das Recht, während einer bestimmten Frist nicht den Nominalbetrag der Anleihe zurückzuzahlen, sondern diese in eine vorher festgelegte Anzahl von Aktien einzutauschen.
- Sinn und Zweck der Wandelanleihe
- Abgrenzung zu Derivaten
- Verwandte Themen
- Weiterführende Links
- Depot-Vergleich starten
Das Wichtigste in Kürze
- Wandelanleihen können bei Fälligkeit in Form von Aktien des Unternehmens zurückgezahlt werden.
- Aktiengesellschaften können durch Wandelanleihen Fremdkapital in Eigenkapital tauschen.
- Die Verzinsung einer Wandelschuldverschreibung liegt unter der durchschnittlichen Verzinsung klassischer Anleihen.
Sinn und Zweck der Wandelanleihe
Unternehmen benötigen hin und wieder Kapital. Für eine Aktiengesellschaft gibt es zwei Möglichkeiten zur Kapitalbeschaffung. Zum einen kann sie eine Kapitalerhöhung durch die Ausgabe junger Aktien durchführen. Zum anderen kann sie eine Anleihe ausgeben und sich am Kapitalmarkt mit Fremdkapital versorgen.
Eine klassische Anleihe ist mit einer festen Laufzeit ausgestattet. Während dieser Laufzeit erhält der Käufer der Anleihe Zinszahlungen. Mit Fälligkeit der Anleihe wird ihm sein eingesetztes Kapital zurückerstattet.
Bei einer Wandelanleihe kommen zwei Optionen zum Tragen:
- Der Erwerber der Anleihe kann von seinem Recht Gebrauch machen und den optionalen Tausch in Aktien des Unternehmens wahrnehmen.
- Bei einer „umgekehrten“ Wandelanleihe hat das Unternehmen das Recht zu entscheiden, ob es die Rückzahlung der Anleihe durch einen Aktientausch vornimmt.
Die Emission einer Wandelanleihe muss von der Hauptversammlung mit einer Zweidrittelmehrheit beschlossen werden. Dabei steht auch die Ausstattung der Anleihe zur Abstimmung.
Die Rechtsgrundlage für Wandelschuldverschreibungen findet sich in Paragraf 221, Aktiengesetz.
Der Vorteil einer Wandelanleihe für das Unternehmen
Wandelanleihen sind aufgrund der Umtauschfunktion in der Regel mit einem niedrigeren Zinssatz ausgestattet. Dies verbilligt die Fremdmittelaufnahme für das Unternehmen. Durch den Umtausch wird geliehenes Fremdkapital zu Eigenkapital. Die Zinsen während der Laufzeit mindern jedoch den Unternehmensgewinn.
Der Nachteil einer Wandelschuldverschreibung für den Emittenten
Die Wandelschuldverschreibung birgt unter Umständen ein gewisses Risikopotenzial. Der Emittent vertraut darauf, dass eine bestimmte Quote der Anleihe am Ende in Aktien gewandelt wird. Damit muss er nicht die gesamten Fremdmittel zurückzahlen und hat Eigenkapital geschaffen.
Tritt diese Spekulation allerdings nicht ein, gerät damit die finanzielle Planung ins Wanken. Für die geplante Eigenkapitalerhöhung bleibt ein unkalkulierbares Restrisiko.
Die Vorteile für den Anleger
Anleger, die in eine Wandelanleihe investieren, kalkulieren mit klaren Vorteilen. Diese Vorteile überwiegen in ihren Augen die gegenüber sonstigen Anleihen niedrigeren Zinsen. Der Mehrwert einer Wandelanleihe aus Sicht der Anleger:
- Feste Zinsen bis zum Umtausch und daraus folgend spätere attraktive Dividenden.
- Steigt der Kurs der Aktie des Unternehmens, steigt auch der Kurs der Wandelschuldverschreibung. Ein vorzeitiger Verkauf an der Börse bringt einen Kursgewinn.
- Kommt es dagegen zu Kursverlusten bei den Aktien, hat dies auf die Anleihe bei Fälligkeit keine Auswirkungen. Üblicherweise erfolgt die Rückzahlung der Anleihe zum Nominalwert. Ausnahme wäre allerdings, wenn der Herausgeber die Wandlung verpflichtend vorsieht.
- Option auf Kursgewinne, wenn der Aktienkurs gestiegen ist und die Aktien nach Wandlung verkauft werden.
Nachteile für den Anleger
Wandelschuldverschreibungen bergen neben den niedrigeren Zinsen weitere mögliche Nachteile. Sieht der Emittent eine Wandlungspflicht in Aktien vor, ist der Anleihekäufer nicht vor Kursverlusten bei Rückzahlung geschützt.
Findet kurz vor der Fälligkeit der Wandelanleihe eine ordentliche Kapitalerhöhung statt, „verwässert“ der Wert der Anleihe. Schutz vor diesem Sachverhalt bietet nur eine „Verwässerungsschutzklausel“ in den Emissionsbedingungen der Anleihe. Diese Klausel garantiert, dass die Proportion der Anteile innerhalb des Eigenkapitals nicht verschoben wird.
Abgrenzung zu Derivaten
Bei der Wandelanleihe handelt es sich um ein „echtes“ Wertpapier. Davon abweichend finden sich seit vielen Jahren künstliche Wertpapierkonstrukte, sogenannte Derivate. Zur Familie der Derivate zählen auch Zertifikate. Diese sind Wandelanleihen auf den ersten Blick ähnlich, weisen aber einen deutlichen Unterschied auf. Die Wandlung von festverzinslichen Wertpapieren in Aktien ist kein fester Bestandteil bei der Emission von Zertifikaten. Der Käufer erwirbt ein kurzlaufendes festverzinsliches Wertpapier, welches an einen Basiswert oder einen Korb von Basiswerten gekoppelt ist. Bei den Basiswerten handelt es sich um Aktien.
Das festverzinsliche Papier zahlt einen relativ hohen Zinssatz, ist aber auch mit Bedingungen verknüpft. Hier liegt der Unterschied, der von dem einen oder anderen eher als Finanzwette gesehen wird. Berührt, übersteigt oder unterschreitet der Kurswert der Aktie oder einer Aktie aus dem Korb eine Kursgrenze, erhält der Anleger nicht das investierte Kapital zurück. Anstelle des Kapitaleinsatzes wird ihm der entsprechende Basiswert in das Depot eingebucht. Die Rückzahlung des eingezahlten Kapitals in Form von Aktien greift immer dann, wenn die „Wette“ zu Ungunsten des Anlegers ausging.
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Weiterführende Links
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